Rebekka Benzenberg
On Godsibb ⁞
Rebekka Benzenbergs zweite Einzelausstellung in der Galerie Anton Janizewski trägt den Titel GODSIBB und versammelt eine neue Gruppe von Arbeiten, die sich in Rückgriff auf so unterschiedliche Medien wie Zeichnung, 3D-Druck, Video und Installation mit der weit zurückreichenden Kulturgeschichte der Frauenfeindlichkeit befasst. Begonnen hat die Recherche der Künstlerin ursprünglich mit einer kritischen Befragung des Karnevals: Warum flüchten wir uns heute noch unter Zuhilfenahme von Kostümen in kurzzeitige Anonymität und die Illusion von Gleichheit? Über eine Beschäftigung mit dem, durch seine bunte synthetische Erscheinung nur auf den ersten Blick unschuldig wirkenden Material der Vermummung, hat sich letztlich jedoch eine künstlerische Auseinandersetzung entfaltet, die Ausprägungen der Misogynie von der Gegenwart bis in die griechische Antike zurückverfolgt. Ausgehend von den grässlich verzogenen Visagen der Hexenmasken, die zu Fasching und Halloween zum Vorschein kommen, hat die Künstlerin eine nahezu detektivische Suche nach Rudimenten vielfach transformierter Motive des Frauenhasses unternommen und sie an ihre Wurzeln zurückverfolgt. Angeleitet von feministischer Theorie und einem analytischen Feinsinn für popkulturelle Phänomene ist sie dabei nicht zufällig unter einigen der meistreproduzierten Frauenfiguren fündig geworden. Ein Gang durch den Ausstellungsraum konfrontiert uns mit omnipräsenten Gestalten wie der Medusa, deren grausame Geschichte (sie wurde vergewaltigt, in ein Monster verwandelt und schlussendlich getötet) durch ihre grenzenlose Verkultung zur Stillung unseres Verlangens nach herrlich schaurigen Figuren verschüttet und überschrieben wurde.
Vom roten Samt der Kino- und Theaterpaläste gesäumt taucht der Kopf der Medusa hier als Resultat eines 3D-Drucks in Form einer nachmodellierten Ecstasy-Pille auf. In Anlehnung an die ursprüngliche Geschichte an einem Spiegel befestigt blickt uns das Gesicht auf der zweiseitigen Pille vielfach kopiert und einzeln verpackt an. Der in der Clubkultur angekommene Kopf der Medusa wird derweil durch die Materialüberführung in robusten Kunststoff als Endpunkt einer unüberschaubaren Aneignungskette fixiert und durch die Wandlung in ein Ausstellungsstück in einen neuen Kontext gesetzt. Nur einige Schritte weiter tut sich die verlassene Szenerie eines bühnenhaften Raumes auf. Als hätten wir uns Zutritt zu ihren intimen Zimmern verschafft, entdecken wir in einem Badezimmer und einem von innen mit Zeichnungen und Textbannern behangenen Kerker die abgelegte Kleidung einer diffamierten Unbekannten. Ihr aus mehreren Jeansjacken zusammengestecktes Schleppgewand ist nach der TV-Serie „Gossip Girl“ benannt und stellt die Verbindung zum Titel der Ausstellung her(1).Wie die Bandaufnäher auf den Kutten von Musikfans sind eine Reihe organisch ausgeschnittener Zeichnungen auf Nesselstoff an ihr befestig. Der in der Clubkultur angekommene Kopf der Medusa wird derweil durch die Materialüberführung in robusten Kunststoff als Endpunkt einer unüberschaubaren Aneignungskette fixiert und durch die Wandlung in ein Ausstellungsstück in einen neuen Kontext gesetzt. Nur einige Schritte weiter tut sich die verlassene Szenerie eines bühnenhaften Raumes auf. Als hätten wir uns Zutritt ... Weiterlesen
Rebekka Benzenberg
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Rebekka Benzenbergs zweite Einzelausstellung in der Galerie Anton Janizewski trägt den Titel GODSIBB und versammelt eine neue Gruppe von Arbeiten, die sich in Rückgriff auf so unterschiedliche Medien wie Zeichnung, 3D-Druck, Video und Installation mit der weit zurückreichenden Kulturgeschichte der Frauenfeindlichkeit befasst. Begonnen hat die Recherche der Künstlerin ursprünglich mit einer kritischen Befragung des Karnevals: Warum flüchten wir uns heute noch unter Zuhilfenahme von Kostümen in kurzzeitige Anonymität und die Illusion von Gleichheit? Über eine Beschäftigung mit dem, durch seine bunte synthetische Erscheinung nur auf den ersten Blick unschuldig wirkenden Material der Vermummung, hat sich letztlich jedoch eine künstlerische Auseinandersetzung entfaltet, die Ausprägungen der Misogynie von der Gegenwart bis in die griechische Antike zurückverfolgt. Ausgehend von den grässlich verzogenen Visagen der Hexenmasken, die zu Fasching und Halloween zum Vorschein kommen, hat die Künstlerin eine nahezu detektivische Suche nach Rudimenten vielfach transformierter Motive des Frauenhasses unternommen und sie an ihre Wurzeln zurückverfolgt. Angeleitet von feministischer Theorie und einem analytischen Feinsinn für popkulturelle Phänomene ist sie dabei nicht zufällig unter einigen der meistreproduzierten Frauenfiguren fündig geworden. Ein Gang durch den Ausstellungsraum konfrontiert uns mit omnipräsenten Gestalten wie der Medusa, deren grausame Geschichte (sie wurde vergewaltigt, in ein Monster verwandelt und schlussendlich getötet) durch ihre grenzenlose Verkultung zur Stillung unseres Verlangens nach herrlich schaurigen Figuren verschüttet und überschrieben wurde.